In diesem Bericht werden die groben Funktionen der Finanzmärkte einfach und verständlich erklärt. Du erfährst, welche Faktoren Finanzmärkte beeinflussen. Wie funktioniert das Grundprinzip Angebot und Nachfrage? Was haben Psychologie und Finanzen gemeinsam? Du lernst einen neuen, besten Freund kennen: Den Zinseszins-Effekt! Was sind Exchange Traded Funds (ETF), Aktien oder Fonds? Und welches sind die besten Quellen, um dich über die Geschehnisse an den Finanzmärkten auf dem Laufenden zu halten?
Das ist keine Finanzberatung. Bitte beachten den Disclaimer.
Einleitung
Die nachfolgenden Erklärungen in diesem Bericht sind bewusst so einfach wie möglich gehalten. In Realität sind Finanzmärkte sehr komplex und deren Entwicklung hängen von zahlreichen, teils auch unvorhersehbaren, Faktoren zusammen! In diesem Bericht geht es darum, die Grundlagen über die Funktion des Finanzmarkts zu verstehen.
Wenn du bei Google die Frage eingibst "Was muss man über Finanzmärkte wissen?" erhältst du folgende Antwort: Die Finanzmärkte sind eine Finanzierungsquelle für die Wirtschaft. Sie ermöglichen es privaten und staatlichen Unternehmen, Gebietskörperschaften und dem Staat, sich für die Finanzierung ihrer Investitionen Geld zu beschaffen, indem sie sich direkt oder indirekt an die Sparer wenden.
Wie toll, besser könnte die Überleitung aus dem ersten Kapitel "Finanztipp #1: Budgetplan und Sparziel" nicht sein. Du benötigst also erst Ersparnisse, um am Finanzmarkt partizipieren zu können. Wie du am Finanzmarkt teilnehmen kannst, werden wir im Bericht "Finanztipp #3 Investieren" anschauen. In diesem Bericht geht es darum zu verstehen, wie der Finanzmarkt überhaupt funktioniert.
Grundprinzip Angebot und Nachfrage
Auch dieses Prinzip erklärt uns Google einfach und verständlich: "Als Angebot wird die Menge an vorhandenen Gütern und Dienstleistungen im Markt bezeichnet, die zum Verkauf oder Tausch angeboten werden. Die Nachfrage hingegen bezeichnet die Absicht von Haushalten und Unternehmen, Waren und Dienstleistungen gegen Geld oder andere Waren im Tausch zu erwerben."
Ein Beispiel: Der Brotverkäufer
Nehmen wir an du backst heute ein Brot (Produkt) und möchtest dieses zu einem "guten" Preis verkaufen. Du hast besonders viel Hingabe in die Aufbereitung des Teigs investierst, u.a. die besten Zutaten verwendet und den Teig über Stunden garen lassen. Was definiert nun den "guten" oder "richtigen" Preis? Vielleicht gibt es so viele Bäckereien oder gar Grosshändler in deiner Umgebung, wo Brote als Massenware "günstig" angeboten werden. In einem solchen Umfeld mit grossem Angebot wirst du wohl eher Mühe haben, deine Brote "teuer" zu verkaufen. Vielleicht hat sich aber auch herumgesprochen, dass deine Brote ausgesprochen gut und exklusiv sind. Immer mehr Leute möchten deine Brote kaufen, obschon du gar nicht nachkommst, soviele Stücke zu produzieren. In solchen Situationen der Nachfrage wirst du deine Brote zu einem höheren Preis anbieten können.
Zinseszins-Effekt
Den Zinseszins-Effekt haben wir bereits im ersten Kapitel "Finanztipp #1: Budgetplan und Sparziele" kennengelernt. Der Zinseszins wird dein bester Freund werden beim Investieren! Beim Zinseszins legst du dein Geld über eine festgelegte Laufzeit und zu einem bestimmten Zinssatz an. Allerdings bekommst du die Gewinne pro Jahr nicht ausgezahlt, sondern reinvestierst diese Erträge zurück in deine Geldanlage. Damit steigt dein Vermögen bei gleichbleibenden Spareinlagen exponentiell an, wie dies die nachfolgende Grafik darstellt:
Hier geht es zum Berechnungsbeispiel
1. Erkenntnis: Investieren erfordert Zeit!
Nachdem wir uns über den Zinseszins im Klaren geworden sind haben wir eine wichtige Erkenntnis gewonnen:
Gutes, nachhaltiges und wachstumreiches Investieren erfordert Zeit!
Mit Zeit meinen wir richtig viel Zeit. Wir reden von mindestens 10 Jahren, besser 20 oder 30 Jahre. Schau oben in der Zinseszins-Grafik: Die orangen Balken (Zinserträge) nehmen erst über die Jahre deutlich an Gewicht zu. Wenn du dir vorgenommen hast, dein Geld rasch zu vermehren, wirst du leider mit meinen Finanztipps nicht glücklich werden. Dann gehe besser ins Casino zocken (wobei auch dort garantiert ist: Die Bank gewinnt immer!).
Finanzprodukte
Für dieses Thema könnten wir nun zahlreiche eigenständige Berichte veröffentlichen. Aber wir wollen es nicht unnötig kompliziert machen und beschränken uns auf die wesentlichsten Anlagemöglichkeiten.
Exchange Traded Funds (ETF)
Mit ETFs kannst du einfach und günstig in Aktien investieren und langfristig Vermögen aufbauen. Ein ETF ist ein börsengehandelter Indexfonds, der die Wertentwicklung bekannter Marktindizes eins zu eins abbildet. Z.B. fasst der Swiss Market Index (SMI) die grössten Aktientitel der Schweiz zusammen. Anstatt nun einzelne Schweizer Aktien zu handeln, kannst du einen ETF auf den SMI handeln und bist damit breiter aufgestellt (Diversifikation). Es gibt unzählige gute Videos auf YouTube, in welchen die Funktion von ETFs erklärt wird. Eine informative Homepage über ETFs ist meiner Meinung nach "justETF".
Aktien
Eine Aktie ist ein Wertpapier, das von einer Aktiengesellschaft herausgegeben wird. Mit dem Kauf von Aktien besitzt der/die Käufer:in, der/die Aktionär:in, einen kleinen Anteil an der Aktiengesellschaft oder dem Grundkapital dieses Unternehmens. Je mehr Aktien ein Anleger besitzt, desto größer ist sein Anteil an diesem Unternehmen. Mit der Aktie erwirbst Du einige Rechte, zum Beispiel erhältst Du einen Anteil am ausgeschütteten Gewinn (der Dividende) und darfst an der jährlichen Hauptversammlung teilnehmen. Wenn Du eine Aktie als Geldanlage hältst, setzt Du darauf, dass das Unternehmen erfolgreich ist und sich so der Wert Deiner Aktie steigert.
Fonds
Unter einem Fonds wird üblicherweise ein aktiver gemanagter Fonds verstanden. Diese Fonds werden oft von Bankangestellten angeboten und umfassen eine grössere Anzahl an Aktien. Ein Fondsmanager managt den Fonds aktiv und kauft sowie verkauft regelmässig Aktien, um den Fonds optimal performen zu lassen. Oftmals schlagen diese Fonds den Index nicht (also z.B. einen ETF), und üblicherweise zahlt man zudem noch deutlich höhere Gebühren.
Einflüsse auf die Finanzmärkte
Bestimmt hast du in den News schon von Entwicklungen an den Finanzmärkten gehört. So haben einige von uns noch die Finanz- resp. Bankenkrise von 2008 in den Köpfen. Oder der Ausbruch von Corona und die weltweiten Lockdowns hatten ebenfalls massiven negativen Einfluss auf die Finanzmärkte. Im Moment ist gerade der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) im Gange und beflügelt die Kursentwicklung von Technologie-Werten wie Nvidia. Nachfolgend ein paar weitere Einflüsse auf das Geschehen an den Finanzmärkten.
Entwicklung eines Unternehmens oder einer Branche
Die Entwicklung einzelner Unternehmen oder zum Teil auch gesamter Branchen können die Finanzmärkte beeinflussen. Zur Zeit ist der Begriff "Künstliche Intelligenz" (KI) in aller Munde. Kurse von Aktiengesellschaften, welche in dieser Branche tätig sind, entwickeln sich derzeit (Herbst 2023) mehrheitlich sehr positiv. Es gibt aber auch selbst branchenverwandte Unternehmen, z.B. Computer-Chip-Hersteller, welche infolge Knowhow-Mangel, Produktionsengpässen oder zu grosser "China-Einfluss" derzeit gar eher unter Druck geraten und keine positive Aktienkursentwicklung aufweisen können.
Ein anderes Beispiel sind Chemie- resp. Pharmaunternehmen: Gelingt einem Unternehmen ein wissenschaftlicher Durchbruch und die Lancierung eines neuen Medikamentes, kann dies Aktienkurse beflügeln.
Politische Entwicklungen
Kriege, Konflikte, Handelsabkommen, Sanktionen, wirtschaftliche Massnahmen (z.B. Zinsentscheide zur Bekämpfung der Inflation) haben Einfluss auf Finanzmärkte und Entwicklung von Aktienkurse.
Psychologie: Gier und Angst
Das Verhalten der Menschen beeinflusst Aktienmärkte ebenfalls stark. So waren letztlich Ängste von Credit Suisse (CS) Kunden der Stein des Anstosses für den staatlich-angeordneten Verkauf der CS an die UBS. Weil CS-Kunden befürchteten, die Bank verfüge nicht mehr über ausreichend liquide Mittel, transferierten sie ihre Vermögen auf andere Banken und brachten damit die CS in Schieflage.
Interessant ist aber auch das Verhalten der Anleger:innen bei "Bull runs" (steigenden Kurse) oder "Crashes" (fallenden Kurse): So packt derzeit so manche:r die Gier, ebenfalls noch etwas am KI-Hype verdienen zu wollen, und viele springen auf den Trend auf, obschon einige der hohe Aktienkurse längstens nicht mehr rational erklärbar sind. Umgekehrt tritt bei fallenden Kursen die Angst ein, viele Anleger:innen fürchten sich vor Totalverlusten und verkaufen ihre Aktien panikartig massiv unter Wert, als ginge die Welt unter und es gäbe keinen Morgen danach. Mit dem Suchbegriff "Fear and Greed Index" findest du übrigens auf diversen Finanzportalen Auskünfte, welche psychologische Gefühlslage bei den Investierenden vorherrscht.
Videotipp
Ich empfehle dir dieses Video des YouTube-Kanals "Investieren Now" anzuschauen. In diesem Video werden die Einflüsse auf Finanzmärkte sehr interessant dargestellt. Fazit: Auch wenn uns (vorübergehende) Crashes bestens in Erinnerung bleiben, langfristig betrachtet stiegen die Wirtschafts-Indexe immer.
2. Erkenntnis: Bewahre Ruhe!
Wie du jetzt erfahren hast, beeinflussen sehr viele Faktoren die Entwicklung der Finanzmärkte. Kurse von ETFs, Aktien oder Fonds werden immer schwanken. Schwankungen werden in der Finanzbranche als Volatilität bezeichnet. Lass dich davon nicht verrückt machen! Schaue nicht täglich die Kursentwicklung deiner Finanzprodukte an. Ändere stattdessen deinen Mindset und sehe Kursrückgänge als Chance für Neueinstiege oder Dazukäufe an. Aber verkaufe nicht in der Panik. Als langfristige:r Investor:in solltest du eine sogenannte "buy and hold" Strategie verfolgen. Der Gesamtmarkt wird mit hoher Wahrscheinlichkeit langfristig steigen. Einige Investments von dir werden an Wert gewinnen, einige verlieren, aber unter dem Strich dürfte gesamthaft ein Gewinn herausschauen. Die besten Börsen-Regeln und meine Strategie habe ich übrigens in einem separaten Bericht zusammengefasst.
Informationsquellen über Finanzen
Informationen über Finanzen findest du unendlich viele. Meine Devise lautet: "weniger ist mehr". Nachfolgend liste ich einige Quellen auf, welche ich dir empfehlen kann:
- Finanz und Wirtschaft (kostenpflichtig), schweizer Redaktion, sachliche und fundierte Finanzberichterstattung, Fokus Schweizer Markt, aber auch ausländische Entwicklungen und Trends werden verfolgt. Link
- Cash (kostenlos), schweizer Redaktion, liefert guten Überblick über die Geschehnisse an den Finanzmärkten. Link
- Der Aktionär (kostenpflichtig), deutsche Redaktion, Fokus liegt vor allem auf Aktien des deutschen und amerikanischen Markts. Link
Man kann aber auch einfach die täglichen News (TV-Sendungen oder Zeitungen) verfolgen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Je nachdem, in welche Finanzprodukte du investierst, ist es in jedem Fall ratsam sich vor einer Investition über ein Unternehmen oder einen Index zu erkundigen.
Ein paar tolle Erklärvideos über ETFs oder Aktien findest du auch bei YouTube. Sei da aber bitte vorsichtig resp. zurückhaltend, wenn da irgendwelche Aktien "ge-hyped" werden.
3. Erkenntnis: Investiere nur in Geschäfte und Produkte, die du verstehst!
Diese Börsenweisheit stammt von Warren Buffett und ist absolut selbsterklärend. Da wir uns vorgenommen haben, langfristig zu investieren, sollten wir auf Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen setzen. Im Swiss Market Index (SMI) sind Unternehmen wie u.a. Nestle, Novartis, UBS oder der Versicherer Zurich enthalten. Oder der Deutsche Aktienindex (DAX) enthält namhafte Unternehmen wie Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Siemens oder Volkswagen. Diese Unternehmen haben folgende Gemeinsamkeiten:
- Jede:r kennt sie und weiss was sie produzieren und verkaufen
- Sie blicken alle auf eine langjährige Geschichte zurück
- Ihre Aktien zahlen solide Dividenden aus, z.B. eine Zurich 5.62% pro Jahr (Link) oder Deutsche Telekom 3.40% pro Jahr (Link), neben der Steigerung des Aktienkurses langfristig betrachtet steigern auch diese Dividenden dein Vermögen jährlich.
Erstelldatum: 21.09.2023 | Letzte Aktualisierung: 02.06.2024
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