Autofahren im Winter in Norwegen. Da denkt man zwangsläufig an starke Winter, verschneite oder vereiste Strassen. Das Autofahren in Norwegens Wintermonaten kann durchaus anspruchsvoll und
riskant sein. Zwar wird das Klima auf den Lofoten stark vom Golfstrom beeinflusst, so dass die Temperaturen weitgehend moderat um die Nullgradgrenze liegen, aber die Wetterschwankungen können
heftig sein, was sich wiederum auf die Strassenverhältnisse spürbar auswirkt. Was es beim Autofahren auf den Lofoten zu berücksichtigen gibt, erkläre ich in diesem Bericht.
Die Lofoten - ein Meteo-Phänomen
Die Vorbereitungen
Die Vorbereitungen, um auf den Lofoten mit dem Auto angenehm durch den Winter zu kommen, beginnen daheim am Computer mit der Buchung eines "anständigen" Mietautos. Auf unseren drei bisherigen Lofotenreisen mieteten wir stets ein Fahrzeug über die Plattform "Billiger-Mietwagen" (Affilitate-Link). Die Mietpreise sind fair, das Angebot ist breitgefächert und man erhält, was einem versprochen wird, in zwei Fällen gab es gar ein Upgrade umsonst.
Unvorsehbare Wetterveränderungen
Grundsätzlich sind es nicht die Strassen (die E10), die das Autofahren auf den Lofoten zur Herausforderung gestalten können, sondern vielmehr die starken Wetterschwankungen und -veränderungen. Natürlich kann es selten vorkommen, dass jemand eine Ferienwoche auf den Lofoten verbringt und durchgehend herrliches Wetter hat. Mehrheitlich erlebte ich selber resp. erfuhr von Kollegen, dass (im Winter) eher rasche Wetterwechsel zur Tagesordnung gehören. So kann es sein, dass man am Abend schlafen geht während die Landschaft noch grün ist, am nächsten Morgen beim Aufstehen man rund 30cm Neuschnee vorfindet, zur Tagesmitte Regenschauer alles gründlich durchmischt und abends die Temperaturen sinken und die gefrorenen Strassen spiegelglatt sind! Die Norweger haben für solche Wetterbedingungen vorgesorgt: Im Winter bieten die Autovermieter nur Bereifungen mit Spikes an, zur Sicherheit sollte man aber beim Autofassen trotzdem nochmals nachfragen. Diese Spikes bieten perfekten Halt auf vereisten oder verschneiten Strassen.
Wie unberechenbar und wechselhaft die Wetterentwicklungen auf den Lofoten sein können, beschreibe ich unten in unserem kurzen Erlebnisbericht. Es gibt jedoch noch eine andere treffende Beschreibung: Selbst die hier lebenden Norweger sagen "wenn du auf den Lofoten schlechtes Wetter hast, warte 5 Minuten".
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Unsere bisherigen Mietwagen (im Winter)
Anbieter Hertz, Fahrzeug: VW Tiguan 4x4
Wir buchten wiederum über "Billiger-Mietwagen", der Preis für 5 Tage lag bei ca. Fr. 450.-. Abholort: Svolvær, Ablieferung: Leknes (Überführungspauschale von ca. Fr. 100.- ist im Preis inkludiert). Die ersten beiden Reisetage waren von Regen und starken Winden geprägt. Infolge den starken Winden waren zeitweise Brücken über das Meer gesperrt, weiter waren aber die Bedingungen zum Autofahren nicht kritisch. In den nachfolgenden Tagen schneite und stürmte es häufig und stark. Teilweise waren die Strassen vereist. Wir legten insgesamt ca. 500km zurück und hatten mit unserem Mietwagen keine Probleme. Nettes Plus: Wir erhielten ein Upgrade und unser Mietwagen verfügte über eine Standheizung! Dies war perfekt, wenn wir länger auf die Polarlichter warteten oder uns nach dem Fotografieren im Auto etwas aufwärem wollten.
Anbieter Sixt, Fahrzeug: Audi A4 Avant, 4x4
Auch dieser Mietwagen buchten wir über "Billiger-Mietwagen" und wiederum erhielten wir ein Upgrade. Gebucht hatten wir einen kleinen Kombi VW Golf. Der Wagen verfügte über ein sehr schönes, bequemes Interieur inkl. Ledersitzen und Sitzheizung. Platz hatten wir sowieso genug, aber der grosse Kofferraum hatte den Vorteil, dass ich meine Fotoausrüstung regelrecht auslegen konnte und alles griffbereit hatte. Ingesamt absolvierten wir wiederum ca. 500km, die Miete kostete ca. Fr. 400.-. Abholung und Abgabe verlief reibungslos, die Anbieter von Sixt waren sehr freundlich und hilfsbereit, haben uns am Abholungstag extra telefonisch kontaktiert um zu fragen ob wir das Fahrzeug in Svolvær am Flughafen (wie bestellt) oder am Hurtigruten-Terminal (wo wir ankamen) abholen wollen. Dadurch konnten wir uns die Taxifahrt zum Flughafen ersparen.
Versicherungen
Wer kennt es nicht: Am Schalter des Mietwagenanbieters wird man nach diversen Versicherungsleistungen angefragt, obschon bei der Buchung bestimmt Versicherungen abgeschlossen wurden. Zwar etwas ein mühsames Thema, aber gerade in Norwegens Wintermonaten lohnt es sich, die Versicherungsfragen etwas genauer zu studieren. Die Versicherungen über die Buchungsportale entsprechen meist einer Assistance-Leistung, d.h. bei einer Panne wird einem geholfen, teils ist auch Glasbruch eingeschlossen. Beim Abholen wird man dann über die Versicherungsleistungen und den Selbstbehalt im Schadenfall informiert. Da ich doch einen gewissen Respekt vor den Strassenverhältnissen im Winter habe, erkundigten wir uns jeweils beim Anbieter über ein Vollkasko-Versicherungspaket. Auf der letzten Reise kostet uns dies weniger als Fr. 20.- pro Tag (also ingesamt nochmals ca. Fr. 100.-), darin waren aber sämtliche Leistungen eingeschlossen und der Selbstbehalt belief sich auf Fr. 0.-. Spätestens wenn du unseren nachfolgenden Erlebnisbericht gelesen hast, wirst auch du überzeugt sein von einer solchen Vollkasko-Versicherung - das "Rundum-Sorglos-Paket"!
"Mal schnell nach Reine..." - Ein Erlebnisbericht
Als wir am Morgen aufbrachen waren die Strassen schneefrei und leicht nass. Der Wetterbericht stellte am Vormittag einige Aufhellungen, am späteren Nachmittag Schneefall in Aussicht. An dieser Stelle sei erwähnt: Vergiss den Wetterbericht auf den Lofoten, er kann als Richtwert dienen, aber es kommt sowieso anders. Wir entschlossen uns, einen Tagesausflug nach Reine zu unternehmen und nahmen uns vor, auch wenn es zu schneien beginnen sollte, würden wir es einfach gemütlich nehmen.
Und los ging es. Ausgangspunkt war Leknes. Die Fahrt würde gemäss Navigation/ Google Map bei normalen Strassenverhältnissen knapp eine Stunde dauern. Wir waren ungefähr 20 Minuten unterwegs als wir für einen ersten Fotostopp anhielten. Kaum ausgestiegen, begann es stärker zu regnen. Nach wenigen Minuten setzten wir unsere Fahrt fort. Die Regenschauer wandelten sich nun in Schneefall um - richtig starkter Schneefall. Wir waren noch nicht in Ramberg angekommen, bereits pflügte sich unser Wagen durch 5-10 Zentimeter Neuschnee. Am bekannten Aussichtspunkt, wo man herrlich über den Ramberg Beach blicken kann, legten wir einen nächsten Fotostopp ein. Unterdessen schneite es quer, das Fotografieren war unterdessen unmöglich geworden. Wir besprachen die Situation und ob wir weiter Richtung Süden fahren wollen, oder ob es wohl vernünftiger wäre umzukehren? Wir hatten ja Zeit, also entschieden wir uns weiterzufahren.
So verliessen wir Ramberg in Richtung Süden. Unterdessen fuhren wir nicht schneller als 30km/h, teilweise nur im Schritttempo. Wir staunten nicht schlecht, als uns gelegentlich entgegenkommende Fahrzeuge sehr schnell passierten, unserer Ansicht nach mit viel zu hoher Geschwindigkeit unterwegs waren. Und dann, etwa fünf Minuten Fahrzeit nach dem Abzweiger nach Fredvang, trafen wir die erste Unfallstelle an. Ein roter Volvo-Kombi hat es erwischt und lag schräg im Strassengraben. Keine Chance, das Fahrzeug ohne Abschlepphilfe zurück auf die Strasse zu bringen! Andere Reisende kümmerten sich bereits um die Unfallstelle und alarmierten den Pannendienst. Zu unserem Erstaunen sitzte der asiatische Lenker und Beifahrer des verunfallten Wagens noch immer im Fahrzeug drin, totz Schräglage. Anhand der Gesten schienen sie nicht verletzt zu sein. Um die sehr enge Strassenstelle nicht weiter zu blockieren setzten wir unsere Fahrt fort.
Irgendwann erreichten wir das Fischerdörfchen Reine. Zu gern hätten wir hier gemütlich einen Kaffee getrunken, aber erstens fanden wir keine geöffneten Restaurants (Weihnachten/Silvester sind viele Restaurants geschlossen) und zweitens wollte es nicht mehr aufhören zu schneien. Ans Fotografieren war bei diesen Wetterverhältnissen nicht zu denken. Längst befassten sich meine Gedanken nur noch ans heile Ankommen in der Ferienwohnung in Leknes! Ungefähr eine Stunde später passierten wir die oben angesprochene Unfallstelle - nun auf der Rückfahrt. Es schien als hätte jemand in einem Film die "Pause-Taste" gedrückt. Der Wagen lag noch unverändert samt Insassen schräg im Strassengraben. Nur die Helfer waren nicht mehr vor Ort. Die beiden Asiaten waren am Telefonieren und gaben uns ein "Ok-Zeichen". Das wird wohl recht lange dauern, bis da Hilfe eintrifft. Auf der weiteren Fahrt passierten wir nochmals zwei verunfallte Wagen, auch die sind von der Strasse abgekommen - Abschleppdienste waren weit und breit keine zu sehen. Ungefähr um 15:00 Uhr trafen wir unversehrt in unserem Appartement ein - draussen war es bereits wieder dunkel. Unser Gastgeber Trond kam etwas später vorbei und zündete wie jeden Abend eine grosse Kerze in der Feuerschale an. Bei einem kurzen Talk erzählte er uns, dass sich alleine in der Umgebung von Leknes an diesem Tag über 10 Unfälle ereignet haben wo Autos ab der Fahrbahn rutschten - die Pannendienste seien pausenlos im Einsatz gewesen.
Fazit und kurze Checkliste
Zusammengefasst wollen wir mit unserem Erlebnisbericht nicht die Aussage verbreiten, dass Autofahren in den Wintermonaten auf den Lofoten gefährlich sei. Aber man sollte etwas vorsichtig sein und Risiken nicht unnötig provozieren. Die Wahl eines guten Mietwagens (4x4) und eine angepasste Fahrgeschwindigkeit dürften das Risiko von Unfällen bereits deutlich senken. Weiter empfehlen wir nachfolgende Punkte zu beachten:
- Buchung: Buche das "Rundum-Sorglos-Paket" (inkl. Winterbereifung, Vollkasko-Versicherung, Haftpflicht unbegrenzt, Assistance- & Pannenhilfe, etc.). Wir empfehlen in jedem Fall ein Fahrzeug mit 4x4 Antrieb zu buchen.
- Reisevorbereitungen: Mietwagen-Voucher ausdrucken und mit den Reisedokumenten mitführen. Erkundigt euch, welche Telefonnummer im Falle einer Panne zu kontaktieren ist.
- Navigation: Entweder ist das Navi-Gerät bei der Automiete inklusive oder sonst kann man ein eigenes Navigationsgerät resp. App auf dem Mobilephone mitführen. Verfahren kann man sich auf den Lofoten grundsätzlich nicht, da man sich stets nach der E10 orientiert. Bei einer Panne kann man damit besser seinen Standort kommunizieren.
- Voller Tank: Stelle sicher, dass du stets mindestens mit einer halben Tankfüllung unterwegs bist. Solltest du im Schnee steckenbleiben, kannst du damit mindestens deinen Innenraum heizen.
- Kein Fährbetrieb: Beachte, dass viele Fährbetriebe in den Wintermonaten eingestellt werden. Erkundige dich bereits im Vorfled bei der Reiseplanung über dein Routing.
Mitführen bei Tagesausflügen:
- Warme Bekleidung (auch wenn man mal nur kurz zum Supermarkt fährt). Ohne Motor (und Heizung) wird die Temperatur im Wagen rasch abkühlen.
- Taschenlampe (da gibt es heute leichte, portable LED-Lampen). Bedenke die kurzen Tageszeiten im Winter, um 11:00 Uhr ist es hell, um 14:00 Uhr wieder dunkel.
- Mobilephone mit vollem Akku, Powerbank zur Reserve.
- Verpflegung: Sobald du länger mit dem Auto unterwegs bist empfehlen wir dir warme Getränke (Thermoflasche) und einen Snack mitzuführen. Solltest du mal eine Panne haben, kannst du auf diese Weise die Wartezeit überbrücken und dich warm halten.
Wir hoffen diese Tipps waren hilfreich? Bei Fragen bitte das Kommentarfeld verwenden. Und nun wünschen wir euch eine gute, unfallfreie Fahrt auf den Lofoten!
Erstellt: 19.02.2019 | Aktualisiert: 21.10.2023
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Arnosti (Sonntag, 03 Oktober 2021)
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Weiss jemand ob wir mit einem VW california auf das Postschiff zugelassen werden?
Gibt es Schiffe die dieses Fahrzeig nicht transportieren.? Wir sind 6 Wochen in Norwegen Schweden Finland) mit Auto unterwegs und würden das gerne mit dem California bereisen.