Fotografieren bedeutet bekanntlich "malen mit Licht". Licht ist alles in der Fotografie! Die Zusammenhänge von Licht und deinen Kameraeinstellungen haben wir bereits in den Grundlagen
kennengelernt. Befasse dich nun mit einigen Fragen zum Licht und setze deine Fotografie bewusst in besonderen Lichtstimmungen um. Was bedeutet "available Light"? Wie findet man einzigartige
Lichtstimmungen? Wie nennt man diese Lichtstimmungen? Diese Fragen werden in dieser Lektion aufgegriffen. Abgrenzungen: In der Lektion wird bewusst nicht auf
komplexe technische Zusammenhänge eingegangen.
Licht ist alles in der Fotografie
Einleitend wage ich die Aussage zu machen, ob ein Foto für "gut" resp. "schön" befunden wird ist einzig eine Frage des richtigen Lichts. Ich meine damit nicht einzig ob ein Foto richtig oder falsch belichtet wurde. Sondern vielmehr ob bei einem Foto die Lichtverhältnisse möglichst günstigt mitberücksichtigt wurden. In der Fotografie stehen uns die zwei bekannten Lichtquellen zur Verfügung: Das "natürliche Licht" (erzeugt durch die Sonne) oder das "künstliche Licht" (Lampen, Blitze, etc.). Letztlich liegt es an dir, das dir zur Verfügung stehende Licht vorteilhaft zu nützen. Wie in Lektion 1 beschieben: Fotografie bedeutet "malen mit Licht". Die grosse Herausforderung von ambitionierten Fotografen besteht darin, einzigartige Lichtstimmungen aufzuspüren. Gerade in der Landschaftsfotografie bedeutet das, Standorte und Motive immer wieder aufzusuchen, Lichtstimmungen abzuwarten, Wetterentwicklungen miteinzubeziehen etc. - letztlich ist es eine Zeitfrage, bis das "perfekte Foto" vorliegt.
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Lichtsituationen in der Fotografie
In der Einleitung unterscheide ich das natürliche vs. künstliche Licht. Auf das Kunstlicht (Blitz, Dauerlicht) gehe ich in dieser Lektion nicht näher darauf ein. Wenn dich das näher interessiert, findest du im Internet zahlreiche interessante Berichte zum Thema "Blitzen in der Fotografie". Beim natürlichen Licht unterscheide ich persönlich folgende Lichtsituationen:
- Das Tageslicht: Es handelt sich um das normale Licht welches wir tagsüber vorfinden, unabhängig von Metobedingungen wie z.B. Sonnenschein oder Bewölkung.
- Available Light: Der Begriff bedeutet so viel wie das "vorhandene Licht". In der Fotografie ist gemeint, dass mit den vorhanden eher ungünstigen Lichtverhältnissen (z.B. in der Dämmerung oder in schlecht ausgeleuchteten Räumen) gearbeitet wird.
- Das Licht in der goldenen Stunde: Bezeichnet in der Fotografie die Lichtverhältnisse während der Stunde nach Sonnenaufgang resp. vor Sonnenuntergang. Mehr zu goldenen Stunde in der Lektion "Sonnenuntergänge fotografieren".
- Das Licht in der blauen Stunde: Bezieht sich auf die besondere Färbung des Himmels während der Zeit der Dämmerung nach Sonnenuntergang. Siehe auch Lektion "Fotografieren in der blauen Stunde".
Lichtrichtungen in der Fotografie
Ich bin mir sicher, die nachfolgenden Lichtrichtungen hast du alle schon erlebt, vermutlich aber in der Fotografie nie ganz bewusst angewendet. Wie oft hast du schon gehört, du sollst nicht gegen die Sonne fotografieren? Hältst du dich an diesen Grundsatz? Hoffentlich nicht! Du lässt dir tolle Stimmungsbilder entgehen. Nehme nachfolgend die verschienden Lichtrichtungen zur Kenntnis und versuche sie in deiner Fotografie bewusster anzuwenden:
- Vorderlicht / Frontallicht: Das Licht strahlt in die gleiche Richtung, wie fotografiert wird. Der Fotograf hat entsprechend die Sonne im Rücken, das Motiv wird frontal angestrahlt. Um die Mittagszeit wenn die Sonne hochsteht spricht man von "Auflicht".
- Seitenlicht: Durch das seitliche Licht entstehen Schatten, es wirkt modellierend. Das kann als kreatives Mittel in der Landschafts- und Architekturfotografie eingesetzt werden. Schattenwurf arbeitet Formen und Strukturen heraus. In der Portraitfotografie sind harte Schatten oft weniger erwünscht, da hilft mit einem Aufsteckblitz Gegensteuer zu geben um das Modell ausgewogener zu belichten.
- Streiflicht: Ist eigentlich lediglich eine extremere Form des Seitenlichts. Es trifft in einem sehr spitzen Winkel auf das Motiv und arbeitet dadurch Oberflächenstrukturen hervor.
- Gegenlicht: Ist für den Fotografen etwas "tricky", eröffnet aber viele gestalterische Möglichkeiten. Bliebt sind Aufnahmen von Silhouetten. Um das Gegenlicht in der Fotografie besser kontrollieren zu können, kann es helfen die Sonne mit dem Motiv abzudecken.
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Kombinierte Praxisbeispiele von Lichtsituationen und Lichtrichtungen
Machen wir uns nun anhand von 3 Fotografie-Situationen Gedanken zum Licht:
Einflüsse des Lichts in der Landschaftsfotografie: In der Fotografie steht uns grundsätzlich das Sonnenlicht als natürliche Lichtquelle zur Verfügung. Tagsüber scheint sie direkt auf die Erde und leuchtet unsere Landschaft aus, nachts erfolgt dies indirekt indem der angestrahlte Mond das Sonnenlicht auf unsere Erde zurückwirft. Bei Neumond ist die Nacht am dunkelsten, die Sterne verbleiben als einzige Lichtquelle am Himmelszelt. Tageszeit (also Sonnenstand) und Meteobedinungen beeinflussen unser Foto. Entscheidend ist nicht die Intensität des Sonnenlichts (PS: die Sonne scheint immer gleich intensiv, smile), sondern der Einstrahlwinkel. Die schönsten Lichtstimmungen erzielen wir in der Regel in der goldenen und blauen Stunde. Wolken und Nebel wirken einerseits als natürlicher Diffusor, andererseits gestalten sie unser Bild spannender. Landschaftsfotografen nehmen entsprechend aus diesen Ausführungen mit, in Zukunft gezielter in folgenden Lichtsituationen zu fotografieren:
- bei Tagesbeginn und -ende
- an weniger schönen Tagen
- nachts bei Sternenlicht und abseits von "Lichtverschmutzung" der Städte
Lichtsituationen beim Portrait fotografieren: Die Erkenntnisse oben von der Landschaftsfotografie gelten selbstverständlich auch beim Fotografieren von Portraits bei natürlichen Lichtverhältnissen. In der goldenen Stunde findest du tolle Stimmungen vor, welche der Haut eine schöne Farbe verleihen. Nun, gerade bei Hochzeiten freuen sich ja zurecht alle Beteiligte auf schönes Wetter mit stahlblauem Himmel - ausser der Fotograf! Der hat dann die tolle Aufgabe, bei hochstehender Sonne traumhafte Fotos zu schiessen. Genau dann wirst du das Problem antreffen, dass die Sonne unterhalb der Nase und des Kinns hässliche, harte Schatten generiert. Dagegen gibt es ein paar Rezepte: a) Du setzt einen Blitz zum Aufhellen ein b) Dein Assistent hält ein Faltreflektor neben dein Modell, mit dem Reflektor wird die Schattenseite aufgehellt c) Du bittest das Modell sich zu drehen (Sonne scheint auf Hinterkopf) oder platzierst das Modell direkt im Schatten (z.B. unter einem Baum, Sonnenschirm etc.), dadurch vermeidest du den Schattenwurf. Ich persönlich versuche stets so lange wie möglich ohne Blitz zu fotografieren und einen Assistenten konnte ich mir auch nie leisten, da blieb mir jeweils nur Variante c) Überdies wird das von einem Brautpaar an einem heissen Sommertag durchaus geschätzt.
"Available Light" - das vorhandene Umgebungslicht: Laut Wikipedia-Definition bedeutet "available Light", dass man trotz ungünstigen Lichtverhältnissen mit dem vorhandenen Umgebungslicht arbeitet. Dazu wiederum ein Beispiel aus der Hochzeitsfotografie: Nicht in jeder Kirche ist es gestattet, resp. teils vom Brautpaar schlicht nicht erwünscht, während der Trauung zu blitzen. Da hilft nur eines: Den Kamerasensor empfindlicher einzustellen, indem der ISO-Wert erhöht wird. Dadurch werden wie in Lektion 3 (technisches Verständnis) beschrieben die Verschlusszeiten schneller. Zusätzlich kann ein Bild-Stabilisator im Objektiv, eine stabile Haltung sowie eine gezielte Atemtechnik des Fotografen beitragen, möglichst wackelfreie Bilder zu produzieren.
Der Weissabgleich
Um was geht es überhaupt: Stelle dir vor, du legst draussen ein weisses Blatt Papier auf einen Tisch. Die Färbung des Lichts wird die weisse Papierfarbe unterschiedlich aussehen lassen, mal mehr rötlich, mal bläulich, mal gräulich. Das hat - wie oben ausgeführt - mit den verschiedenen Lichtsituationen zu tun. Beim Menschen korrigiert das Gehirn die Wahrnehmung diese Färbungen und ordnet den Anblick als "weiss" ein. Bei Kameras findet dieser Vorgang technisch statt, eben mit dem Weissabgleich. Der Weissabgleich dient also dazu, weisse Bereiche auch weiss erscheinen zu lassen. Persönlich schlage ich vor, mit dem "Automatischen Weissabgleich" (<AWB>) zu fotografieren und Unstimmigkeiten hinterher mittels der Bearbeitungs-software Adobe Lightroom zu bearbeiten. Wenn du der Meinung bist, deine Kamera erzielt mit dem automatischen Weissabgleich keine natürlichen Farben, dann findest du bei jeder Kamera im Weissabgleich-Menü Voreinstellungen für unterschiedliche Lichtsituationen. Siehe dir dazu die nachfolgende Tabelle aus der Anleitung zur Canon 5D Mark II an:
In der gleichen Anleitung findest du zudem eine Erklärung, wie du den Weissabgleich manuell einstellen kannst. Dies erfolgt mittels abfotografieren einen sogenannten "Graukarte". Deine Kamera erhält damit eine Referenz, um die weissen Bereiche korrekt wiederzugeben. Bedenke: Sobald sich die Lichtsituation verändert, muss man diese Einstellung wiederholen! Persönlich rate ich deshalb von der Prozedur ab. In all meinen Jahren bin ich mit dem automatischen Weissabgleich gut gefahren und konnte meine Bilder hinterher - sofern überhaupt notwendig - mit der Bildbearbeitung nachbessern.
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